Mitten im brandenburgischen Wald, nur eine Stunde südlich von Berlin, liegt ein Ort, der einst als streng geheim galt, Wünsdorf – Die verbotene Stadt.
Inhaltsverzeichnis
Wünsdorf – Die verbotene Stadt
Hier befand sich jahrzehntelang das größte sowjetische Militärhauptquartier außerhalb der UdSSR. Einst Militärstandort des Kaiserreichs, dann Wehrmachtsbasis, schließlich sowjetische Garnisonsstadt.
Heute ist Wünsdorf, die verbotene Stadt ein faszinierender Lost Place mit Geschichte, unterirdische Bunkeranlagen, leerstehende Kasernen, Propagandaplakate in Kyrillisch und Spuren eines vergangenen Kalten Kriegs. Es ist ein Konzentrationspunkt deutscher und europäischer Geschichte. Von Kaiserreich und Wehrmacht über sowjetische Besatzung bis zum heutigen Kulturort. Die verbotene Stadt zeigt, wie Vergangenheit sichtbar bleibt und zur kritischen Auseinandersetzung einlädt.

Wünsdorf – Von der Kaiserzeit bis zur Wehrmacht
Wünsdorf, heute bekannt als „verbotene Stadt“ und Schauplatz sowjetischer Militärgeschichte, hat seine Ursprünge tief in der deutschen Militärtradition. Schon Ende des 19. Jahrhunderts begann die militärische Nutzung dieses Ortes. Eine Entwicklung, die ihn über Jahrzehnte hinweg zu einem der wichtigsten Militärstandorte Deutschlands machte.
Erste militärische Nutzung seit Ende des 19. Jahrhunderts
Bereits im späten 19. Jahrhundert entdeckte das deutsche Kaiserreich das Potenzial von Wünsdorf als strategisch günstigen Standort für militärische Anlagen. Die dichten Wälder und die Lage südlich von Berlin boten ideale Voraussetzungen für Kasernen und Übungsplätze. Die ersten Militäranlagen entstanden hier, um das wachsende Heer zu beherbergen und auszubilden.
Bau von Kasernen und dem Militärbahnhof Wünsdorf
Um die militärische Infrastruktur weiter auszubauen, begann man ab den frühen 1900er Jahren mit dem Bau umfangreicher Kasernenanlagen. Parallel wurde ein eigener Militärbahnhof errichtet, der die schnelle Truppenverlegung und Materialversorgung sicherte. Diese Bahnanbindung verlieh Wünsdorf eine herausragende Bedeutung im militärischen Transportnetz des Deutschen Reiches.
Nutzung als Hauptquartier der Obersten Heeresleitung im Ersten Weltkrieg
Während des Ersten Weltkriegs wurde Wünsdorf zum zentralen Nervenzentrum des deutschen Militärs. Hier richtete die Oberste Heeresleitung (OHL) ihr Hauptquartier ein. Von Wünsdorf aus wurden die strategischen Entscheidungen für die Fronten getroffen, was dem Ort einen entscheidenden Platz in der deutschen Kriegsführung verlieh. Diese Funktion prägte die Bedeutung des Ortes nachhaltig.
Ausbau zum Wehrmachtstandort ab 1935 mit Bunkerbau (Maybach I & II)
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann ab 1935 der systematische Ausbau Wünsdorfs zu einem modernen Wehrmachtstandort. Insbesondere der Bau von hochmodernen Bunkeranlagen, den sogenannten Maybach-Bunkern I und II, stand im Fokus. Diese Bunker sollten als Befehls- und Führungszentralen für die Wehrmacht dienen und waren technisch für die damalige Zeit hochentwickelt.
Strategische Bedeutung im Zweiten Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg behielt Wünsdorf seine Rolle als militärisches Führungszentrum bei. Die Bunker dienten der Wehrmacht als Kommandoposten, von dem aus wichtigen Operationen geplant und koordiniert wurden.

Die strategische Lage und die Infrastruktur machten Wünsdorf zu einem unersetzlichen Bestandteil der deutschen Kriegsmaschinerie, bis zur Kapitulation im Mai 1945.
Wünsdorf war somit schon lange vor seiner sowjetischen Nutzung ein bedeutender militärischer Standort. Seine Geschichte von der Kaiserzeit bis zur Wehrmacht zeigt eindrucksvoll, wie sich dieser Ort als militärisches Zentrum entwickelte eine Geschichte, die bis heute in den Gebäuden und Bunkern lebendig bleibt.
Die verbotene Stadt – Sowjetisches Hauptquartier nach 1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wandelte sich Wünsdorf von einem deutschen Militärstandort zu einem der wichtigsten sowjetischen Militärstützpunkte außerhalb der UdSSR. Die sogenannte „verbotene Stadt“ wurde für Jahrzehnte zum Symbol sowjetischer Präsenz in Ostdeutschland, streng abgeschottet und geheim.
Übernahme durch die Rote Armee nach der Kapitulation
Im Mai 1945 übernahmen die Truppen der Roten Armee nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands die Kontrolle über Wünsdorf. Die strategische Lage und die vorhandene Infrastruktur machten den Ort zum idealen Hauptquartier der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Schnell wurde Wünsdorf – Die verbotene Stadt zum Zentrum sowjetischer Militärverwaltung in der neu gegründeten DDR.
Wünsdorf als Sitz des Oberkommandos der sowjetischen Streitkräfte in der DDR
Wünsdorf – Die verbotene Stadt entwickelte sich zum Sitz des Oberkommandos der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD). Hier planten und koordinierten sowjetische Generäle ihren militärischen Einsatz in Mitteleuropa. Die Stadt war quasi eine Enklave der Sowjetunion auf deutschem Boden, mit eigener Verwaltung, Polizei und militärischer Infrastruktur.
Strikte Zugangskontrollen
Der Zugang zur „verbotenen Stadt“ war streng reglementiert. Die sowjetische Militärpolizei kontrollierte sämtliche Zugänge, und die Umgebung wurde mit Zäunen und Wachtürmen gesichert. Für viele Deutsche war Wünsdorf über Jahrzehnte ein unbekanntes, geheimnisvolles Sperrgebiet.
Alltag in einer sowjetischen Kleinstadt: Läden, Schule, Kino, Krankenhaus
Wünsdorf – Die verbotene Stadt war weit mehr als ein Militärstützpunkt. Es war eine voll funktionierende sowjetische Kleinstadt mitten in Deutschland. Die Familien der Soldaten lebten hier in Wohnungen, ihre Kinder besuchten Schulen mit russischem Lehrplan. Es gab eigene Läden, ein Kino, ein Krankenhaus und kulturelle Einrichtungen. Alles im sowjetischen Stil und mit kyrillischer Beschilderung.
Bedeutung im Kalten Krieg – Kommandopunkt für den Ernstfall
Während des Kalten Krieges war Wünsdorf – Die verbotene Stadt ein zentraler Kommandopunkt für die sowjetischen Streitkräfte in Europa. Hier wurden Strategien entwickelt, um im Ernstfall schnell militärisch zu reagieren. Die Nähe zur Berliner Grenze und die moderne Infrastruktur machten Wünsdorf zu einem wichtigen Teil der sowjetischen Verteidigungs- und Offensivplanung.
Die Geschichte Wünsdorfs als „verbotene Stadt“ erzählt von einer Zeit, in der Deutschland geteilt war und der Kalte Krieg die Welt in Atem hielt. Wünsdorf – Die verbotene Stadt
Bunkeranlagen Maybach und Zeppelin – unterirdische Geschichte
Die Bunkeranlagen Maybach und Zeppelin in Wünsdorf sind faszinierende Relikte der deutschen Militärgeschichte. Tief unter der Erde verbergen sich beeindruckende Hochsicherheitskomplexe, die im Zweiten Weltkrieg eine zentrale Rolle spielten und später von sowjetischen Streitkräften genutzt wurden. Heute bieten sie spannende Einblicke in Architektur, Technik und militärische Geheimnisse vergangener Zeiten.
Der Hochsicherheitskomplex: Maybach I & II
Maybach I und Maybach II bilden den Kern der Wünsdorfer Bunkerlandschaft. Diese Bunker wurden ab Mitte der 1930er Jahre für die Wehrmacht als sichere Führungszentralen errichtet. Maybach I diente als Kommandozentrale der Obersten Heeresleitung, während Maybach II als Erweiterung mit zusätzlichen Sicherheits- und Kommunikationsanlagen konzipiert wurde. Beide Komplexe sind durch ein umfangreiches Tunnelsystem verbunden und verfügen über mehrere Stockwerke mit Schutzräumen, Büroräumen und Versorgungsanlagen.

Der Bunker Zeppelin – Nachrichten- und Führungsbunker der Wehrmacht
Neben Maybach entstand der Bunker Zeppelin, der speziell für die Nachrichtenübermittlung und Führung der Wehrmacht vorgesehen war. Mit modernster Funktechnik und abhörsicheren Einrichtungen ausgestattet, spielte er eine zentrale Rolle bei der Koordination der Truppenbewegungen an den Fronten. Zeppelin war ebenso wie Maybach mit Stahlbeton ummantelt und gegen Bombenangriffe geschützt.
Nutzung durch die Sowjets für geheime Kommunikation und Lagerung
Nach 1945 übernahmen die sowjetischen Streitkräfte die Bunker und nutzten sie für ihre eigenen Zwecke. Maybach und Zeppelin dienten als geheime Kommando- und Kommunikationszentren, Lagerstätten für Material und Dokumente sowie als sichere Rückzugsorte im Fall eines militärischen Ernstfalls. Die sowjetische Nutzung trug dazu bei, den historischen Komplex zu bewahren.
Architektur, Technik und Originalausstattung der Anlagen
Die Architektur der Bunker zeichnet sich durch robuste Stahlbetonbauweise, innovative Lüftungs- und Stromversorgungssysteme sowie gepanzerte Türen aus. Die Originalausstattung umfasst Kommunikationsgeräte, Sicherungsanlagen und militärische Büroeinrichtungen. Diese Details machen die Bunkeranlagen zu einzigartigen Zeitzeugen der deutschen und sowjetischen Militärgeschichte und veranschaulichen, wie Technik und Strategie miteinander verbunden waren.

Wünsdorf als Buchstadt – Kultur statt Kasernen
Nach Jahrzehnten als militärischer Sperrzone und Standort der sowjetischen Streitkräfte hat sich Wünsdorf – Die verbotene Stadt in den 1990er Jahren zu einer besonderen kulturellen Oase entwickelt, der sogenannten Buchstadt. Statt Kanonen und Bunkern prägen heute Bücher, Kunst und Kultur das Bild dieses historischen Ortes.
Gründung der Buchstadt Wünsdorf in den 1990er Jahren
Mit dem Abzug der Roten Armee 1994 standen viele der einstigen Militärgebäude leer. Statt sie dem Verfall preiszugeben, entstand die Idee, Wünsdorf zu einer Stadt der Bücher zu machen. Anfang der 1990er Jahre begannen Initiativen und Kulturakteure, das Potenzial der alten Kasernen zu nutzen. So entstand die Buchstadt Wünsdorf als neues kulturelles Experiment im ehemaligen Militärgebiet.
Umnutzung der leerstehenden Gebäude für Antiquariate, Verlage, Veranstaltungen
Viele der großen, historischen Gebäude wurden in den folgenden Jahren zu Antiquariaten, kleinen Verlagen und Veranstaltungsorten umgestaltet. Alte Kasernensäle verwandelten sich in Lesebühnen, ehemalige Büros wurden zu Büchernestern und Lagerhallen dienten als Ausstellungsräume. Dieses Nebeneinander von Literaturhandel und Kulturveranstaltungen macht die Buchstadt einzigartig. Von Wünsdorf – Die verbotene Stadt zu Wünsdorf – Die Bücherstadt
Literaturtage, Lesungen und Kunstprojekte
Wünsdorf entwickelte sich zu einem lebendigen Treffpunkt für Autoren, Künstler und Literaturfans. Regelmäßig finden hier Literaturtage, Lesungen und Kunstprojekte statt, die weit über die Region hinaus Besucher anziehen. Diese Veranstaltungen fördern den Austausch, inspirieren Kreativität und geben der Stadt ein neues, positives Image.
Die „Bücherstadt“ als neues kulturelles Gesicht des Ortes
Die Buchstadt ist heute das kulturelle Herz Wünsdorfs und hat dem Ort eine neue Identität gegeben. Wo früher Soldaten marschierten, schlendern Besucher nun zwischen Bücherregalen und Kunstinstallationen. Die Verbindung von Geschichte und Kultur macht Wünsdorf zu einem einzigartigen Erlebnisort.
Herausforderungen: Leerstand, Finanzierung, Strukturwandel
Trotz der Erfolge steht die Buchstadt vor Herausforderungen. Nicht alle Gebäude konnten dauerhaft genutzt werden, Leerstand ist ein Problem. Zudem sind Finanzierung und langfristige Strukturentwicklung ständige Aufgaben für die Verantwortlichen. Der Wandel von Militärstadt zu Kulturstandort erfordert viel Engagement. Doch die Zukunft von Wünsdorf als lebendige Buchstadt bleibt vielversprechend.
Wünsdorf zeigt eindrucksvoll, wie Geschichte durch Kultur neu erzählt werden kann. Aus militärischer Sperrzone wurde ein kreativer Ort, der Bücherliebhaber und Kulturinteressierte gleichermaßen begeistert.
Von Wünsdorf – Die verbotene Stadt zu Wünsdorf – Die Bücherstadt
Wünsdorf heute – Lost Place, Mahnmal, Zeitreise
Wünsdorf, einst Herzstück militärischer Macht und geheimnisvolle „verbotene Stadt“, hat sich heute zu einem faszinierenden Ort für Geschichtsinteressierte, Urban Explorer und Mahner gegen Krieg und Besatzung entwickelt. Die Überreste aus verschiedenen Epochen erzählen ihre ganz eigene Geschichte.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag:
10:00 – 17:00 Uhr
Montag: geschlossen
Adresse:
Bücherstadt-Tourismus GmbH
Zehrensdorfer Str. 12
15806 Zossen,
Wünsdorf-Waldstadt
Anfahrt:
Zug: Wünsdorf Waldstadt + Bus 700:Wünsdorf Bücherstadt
Wünsdorf – Die verbotene Stadt, Bücher- und Bunkerstadt Wünsdorf
Die Bunkerstadt als Touristenmagnet für Urban Explorer
Mit seinen weitläufigen Bunkerkomplexen, verlassenen Kasernen und geheimen Militäranlagen ist Wünsdorf ein Magnet für Urban Explorer und Lost-Place-Fans. Die verfallenen Bauten und versteckten Tunnel faszinieren Besucher, die auf Entdeckungstour gehen und die Spuren vergangener Zeiten hautnah erleben wollen. Von Wünsdorf – Die verbotene Stadt zu Wünsdorf – Die Bunkerstadt.

Geführte Touren durch Bunker und Sperrgebiete
Um die Geschichte verantwortungsvoll zu vermitteln und zugleich die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten, bieten spezialisierte Anbieter geführte Touren durch die Bunkeranlagen und ehemaligen Sperrgebiete an.
Ehemalige Wohnhäuser, Schulgebäude, Theater – verlassene Relikte
Neben den Bunkern sind auch ehemalige Wohnhäuser, Schulen und Theater Teil des verlassenen Areals. Diese Relikte der einstigen sowjetischen Militärstadt wirken wie eingefrorene Zeitzeugen. Ihre verfallenen Fassaden und leerstehenden Räume erzählen vom Alltag der Menschen, die hier einst lebten von Wünsdorf – Die verbotene Stadt.
Aktuelle Nutzung und Pläne für die Zukunft
Während ein Teil von Wünsdorf als Lost Place erhalten bleibt, gibt es auch Bestrebungen zur behutsamen Entwicklung. Projekte zur Sanierung, kulturellen Nutzung und touristischen Erschließung sind im Gespräch. Ziel ist es, Wünsdorf als historischen Lernort zu bewahren und zugleich neue Impulse für die Region zu schaffen.
Für Geschichtsinteressierte, die sich mit dem Berlinermauerweg auseinandersetzen, gehört Wünsdorf – die verbotene Stadt dazu.
